Im Januar 2025 diskutiert 20 Minuten das Aus bei Depot in der Schweiz. Depot ist insolvent: ist Temu schuld? - Insgesamt 231 Kommentare fanden sich nach Veröffentlichung des Artikels online. Die Leserbeiträge liefern wertvolle Einblicke in die öffentliche Wahrnehmung der Depot-Insolvenz und insbesondere in die Rolle von Temu. Dabei lassen sich drei zentrale Cluster bilden, die sich direkt auf den Wettbewerb zwischen Depot und Temu beziehen:

Depot ist insolvent: Hat Temu Schuld?
1. Wahrnehmung von Depot als Zwischenhändler für Fernost-Produkte
Ein durchgehendes Thema in den Kommentaren ist die Überzeugung, dass Depot letztlich dieselben Waren verkaufte wie Temu – nur zu deutlich höheren Preisen. Viele Nutzer argumentieren, dass der Detailhandel grundsätzlich seine Margen auf China-Produkte nicht mehr rechtfertigen kann, wenn Konsumenten dieselbe Ware selbst online bestellen können:
„Depot verkaufte Ware aus Fernost. Warum also für das Gleiche 3-4 Mal mehr bezahlen?“
„Temu verkauft exakt die gleichen Artikel, aber ohne den Schweizer Aufschlag.“
„Früher konnte man so arbeiten: billig einkaufen und mit hohem Aufschlag verkaufen. Aber heute kann jeder direkt in China bestellen. Das Modell ist tot.“
Besonders kritisch sehen viele Kommentatoren, dass Depot anscheinend keine Alternative zu Temu geboten hat – weder in Qualität noch in Service:
„Wenn sie eine bessere Sortimentsgestaltung oder bessere Preise gehabt hätten, dann hätte Depot überlebt.“
„Einziger Vorteil dieser Läden: Man kann die (China-) Ware vor dem Kauf anfassen … und dann wieder ins Regal stellen.“
→ Fazit: Viele Kommentatoren sehen den Untergang von Depot nicht als Folge eines unfairen Wettbewerbs durch Temu, sondern als Konsequenz davon, dass Depot ein ineffizienter Zwischenhändler war. Die Kritik richtet sich weniger gegen den Online-Handel selbst, sondern gegen das Preis-Leistungs-Verhältnis im stationären Handel.
2. Preiswahrnehmung: Depot war zu teuer für zu wenig Mehrwert
Ein weiteres großes Thema ist die Wahrnehmung, dass Depot-Preise in keinem Verhältnis zur Produktqualität standen. Viele Kommentatoren berichten, dass sie die Preise als unangemessen hoch empfanden, besonders wenn sie wussten, dass die Produkte aus China stammten:
„Tischlampe bei Depot: Fr. 56.–, bei Temu: Fr. 2.94. Braucht man da noch eine Erklärung?“
„Depot hat einfach Temu-Produkte zum Schweizer Preis verkauft. Die Leute lassen sich diese Schweiz-Zuschläge nicht mehr bieten.“
„Depot war mir eh immer zu teuer – und das für Asia-Ramsch.“
Gleichzeitig wird in mehreren Kommentaren betont, dass die hohen Preise in der Schweiz nicht nur an der Gier der Händler, sondern auch an hohen Betriebskosten liegen:
„Natürlich ist Temu billiger – ein Laden muss aber Mieten und Löhne zahlen. Wie soll das gehen?“
„In der Schweiz sind die Fixkosten enorm – hohe Löhne, teure Mieten, teure Versicherungen. Depot musste höhere Preise verlangen.“
→ Fazit: Die Kunden waren bereit, für Qualität und Service zu zahlen – aber nicht für überteuerte Massenware aus China. Depot wurde als eine Kette wahrgenommen, die hochpreisige Produkte ohne echten Mehrwert anbot.
3. Strukturwandel im Handel: Temu als Symptom, nicht als Ursache
Viele Kommentare setzen die Insolvenz von Depot in einen größeren wirtschaftlichen Kontext: Der Einzelhandel verändert sich radikal, und Temu ist nur ein Symptom dieses Wandels, nicht dessen Ursache.
„Depot ist nicht wegen Temu pleite. Der Online-Handel verändert sich – die Kunden haben heute andere Erwartungen.“
„Das Problem ist nicht Temu, sondern dass klassische Händler nicht verstanden haben, dass sie sich abheben müssen.“
„IKEA und andere Händler haben trotz Temu keine Probleme. Warum? Weil sie sich clever positionieren.“
Zudem gibt es eine wirtschaftskritische Perspektive, die die hohe Preisstruktur in der Schweiz als Hindernis für den Einzelhandel sieht:
„Wenn die Mieten und Löhne in der Schweiz so hoch sind, dann kann der Einzelhandel gar nicht anders, als teurer zu sein. Aber wer bezahlt das noch?“
„Es geht nicht nur um Temu, sondern darum, dass sich das Konsumverhalten komplett ändert. Wer heute ein Geschäft führt, muss sich dem anpassen.“
→ Fazit: Viele Kommentatoren sehen Temu nicht als „böse Macht“, die Depot zerstört hat, sondern als eine Plattform, die den Strukturwandel im Einzelhandel beschleunigt. Depot hätte demnach überleben können, wenn es sich früher angepasst und sich von Online-Wettbewerbern differenziert hätte.
Kommentaranalyse - Fortgeschrittene Auswertungsmethoden
Kommunikationsmetriken

Wir messen nicht nur, wie viele Kommentare und Antworten gepostet wurden, sondern machen noch weitere Berechnungen, um die Art der Kommunikation zu verstehen und Handlungssanweisungen ableiten zu können.
Insgesamt gab es 231 Kommentare und sehr viel Interaktion untereinander (31% bidirektionale Kommunikation).
Polarisierungsgrad

Unser Polarisierungsgrad spiegelt das Ausmass der Polarisierung in den Meinungen wieder. Je stärker die Balken links oder rechts dominieren, desto stärker ausgeprägt ist das Meinungsfeld.
In unserem Beispiel zeigt die MItte die Indifferenz im Meinungspektrum an. Nicht alle kritisieren das Vorgehen der SBB.
Netzwerk

Mit Hilfe der Netzwerkdarstellung ist es möglich über Kommunikationstypen und deren Interaktion Aussagen zu treffen.
Dargestellt werden "Nodes", die kleinen Punkte, die agierende Personen darstellen und "Edges", das sind die Verbindungslinien zwischen Akteuren oder mit sich selbst.
Daneben unterscheiden wir zentralistische (der Master Account bestimmt die Kommunikation) und dezentrale Kommunika-tionsstile. Im Beispiel links werden unabhängig vom Autor des Posts eigene Gesprächsgruppen gebildet.
Wir erfassen darüber hinaus die Hierarchie des eigentlichen Textes.