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Glaube und Macht: Wie Opus Dei den "Network State" mitgestaltet

In den vergangenen Jahren hat sich ein neues Vokabular herausgebildet, um die Schnittstelle zwischen Ideologie, Governance und digitalen Netzwerken zu beschreiben. Begriffe wie "Network State", "Startup Society" oder "Opt-in Governance" haben den Sprung von theoretischen Konzeptpapieren in reale politische Projekte geschafft. Doch an der Seite dieser techno-politischen Avantgarde tritt ein Element auf den Plan, das viel älter ist: der Glaube – genauer gesagt, der katholische Traditionalismus. Und im Zentrum dieses ideologischen Comebacks steht eine der geheimnisvollsten und zugleich einflussreichsten religiösen Institutionen der Gegenwart: Opus Dei.


evAI ER Analyse: Verbindungen hinter "The Network State"
evAI ER Analyse: Verbindungen hinter "The Network State"

"The Network State" und Opus Dei - ER Diagramm


Unser ER-Graph-Projekt (Entity-Relationship) kartografiert Personen, Ideen und Institutionen, die den Netzwerkstaat formen. Die jüngste Aktualisierung zeigt ein besonders dichtes Beziehungsgeflecht um Opus Dei – basierend auf öffentlich zugänglichen Informationen, investigativem Journalismus und ideologischen Essays. Der Graph veranschaulicht, wie diese katholische Organisation mit politischen Akteuren, Denkfabriken und sogar dem US Supreme Court verwoben ist.


Die ideologische DNA von Opus Dei


Opus Dei, lateinisch für "Werk Gottes", wurde 1928 gegründet und erlangte Berühmtheit für seinen Einfluss im frankistischen Spanien. In den USA agiert die Organisation diskreter, aber nicht minder wirksam. Sie ist nicht nur religiöse Gemeinschaft, sondern auch strategischer Akteur im politischen Feld – mit einem Netzwerk aus Schulen, Think Tanks und Eliteförderprogrammen. Ihr Ziel: die Wiederherstellung christlicher Werte auf allen Ebenen der Gesellschaft.


Unser Graph zeigt eindrucksvoll, wie tief diese Netzwerke reichen:


  • Kevin Roberts, CEO der Heritage Foundation, tritt regelmäßig im Catholic Information Center auf – einer bekannten Schaltzentrale von Opus Dei.

  • Leonard Leo, Ko-Vorsitzender der Federalist Society, unterstützt zahlreiche Projekte mit Opus-Dei-Bezug und hatte maßgeblichen Einfluss auf die heutige Zusammensetzung des US Supreme Court.

  • JD Vance, Autor von Hillbilly Elegy und Trumps Vizepräsident, konvertierte zum Katholizismus. In seinen Texten verweist er auf die geistigen Grundlagen seines politischen Denkens – unter anderem auf den Philosophen René Girard, der wiederum Peter Thiel stark geprägt hat.


Vom Individuum zur Institution


Der Einfluss von Opus Dei zeigt sich nicht nur auf personeller Ebene, sondern strukturell:


  • Die Heritage Foundation, einer der einflussreichsten konservativen Think Tanks der USA, verantwortet Project 2025 – einen umfassenden Fahrplan für politische Transformation.

  • Die Federalist Society hat unter anderem durch Leonard Leo zahlreiche konservative Richter in den Supreme Court gebracht – viele davon sind praktizierende Katholiken.

  • Bildungseinrichtungen wie die Camino School oder die John Paul the Great Academy vermitteln eine theologisch geprägte Weltsicht, oft in direkter Bezugnahme auf den Gründer von Opus Dei.

  • Das Catholic Information Center fungiert als geistiges wie auch physisches Zentrum dieser Bewegung – als Ort politisch-theologischer Strategie in Washington, D.C.


Der Netzwerkstaat: Zukunft mit Glauben?


Während Opus Dei in die Vergangenheit blickt, um moralische Klarheit zu gewinnen, richtet sich der Blick des "Network State" in die Zukunft: Dezentralisierte Governance, digitale Bürgerschaft, souveräne Mikro-Staaten. Und doch – diese scheinbar gegensätzlichen Visionen beginnen, sich zu überlappen.


Unser Graph zeigt, wie Akteure wie Peter Thiel oder Curtis Yarvin (alias Mencius Moldbug) sich von katholischen Traditionalisten inspirieren lassen – und zugleich Governance-Modelle entwerfen, die eher an Autokratie als an Demokratie erinnern:


  • Thiel nennt René Girard als maßgeblichen Einfluss auf seine Weltanschauung.

  • JD Vance interpretiert katholische Lehre im Lichte von Girards Konzept der "mimetischen Rivalität".

  • Die Inhalte von Project 2025 erinnern in Struktur und Geist an autoritär geprägte Religionspolitik.


Was hier entsteht, ist eine Form von reaktionärem Modernismus – eine Zukunftsvision, die nicht auf Liberalismus, sondern auf Hierarchie, Glaube und technologische Ordnung baut.


Sichtbarmachen von Ideologie


Das Visualisieren dieser Beziehungen schafft Klarheit. Während ein Essay die ideologischen Linien zwischen Vance, Thiel und Girard nur beschreiben kann, zeichnet unser Graph sie buchstäblich nach. Er gruppiert Institutionen wie die Heritage Foundation mit Bewegungen wie dem katholischen Integralismus. Er zeigt, wie Infrastrukturen – ob Schulen oder Think Tanks – mit Glaubenssystemen verknüpft sind.


Mit einem Klick lassen sich Wege nachvollziehen: Von Opus Dei zum Supreme Court, von einem girardschen Konzept zu einem Silicon-Valley-Milliardär. Jede Verbindung ist quellenbasiert, mit Zeitstempel versehen. Politische Einflussnahme wird in seinem Gesamtbild sichtbar.


Datenanalyse für handlungsorientierte Ergebnisse


Wir leben in einer Zeit, in der politische Legitimität neu verhandelt wird. Network States, Charter Cities oder opt-in Communities versprechen Autonomie – aber für wen, und auf Basis welcher Werte?


Wenn Opus Dei und seine Netzwerke eine spirituell-politische Avantgarde aufbauen, dann ist ihre Kartografierung kein akademisches Spiel. Es ist eine Notwendigkeit, um das was wir teilweise in den Nachrichten nur als Randnotiz erfahren einordnen und verstehen zu können. Es ist die Grundlage für Handlungsentscheidungen.


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