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Desinformations-Analyse: 22% Fake-Accounts verstärken Shitstorm gegen Dunja Hayali

Eine Welle aus Hass und Drohungen zwang ZDF-Journalistin Dunja Hayali in die Online-Pause. Unsere Analyse zeigt: Fast ein Viertel der beteiligten Profile war inauthentisch. Dahinter steckt ein Muster: Fake-Accounts verzerren Debatten und untergraben Vertrauen in unabhängigen Journalismus.

Desinformations-Analyse des Shitstorms auf Elon Musks Plattform X rund um Dunja Hayali. - Rote Punkte markieren Fake-Accounts, grüne reale Nutzer:innen. Fake mischt sich unter reale Dialoge.
Desinformations-Analyse des Shitstorms auf Elon Musks Plattform X rund um Dunja Hayali. - Rote Punkte markieren Fake-Accounts, grüne reale Nutzer:innen. Fake mischt sich unter reale Dialoge.


Die ZDF-Journalistin Dunja Hayali hat sich nach massiven Hassattacken vorübergehend aus den sozialen Netzwerken zurückgezogen. Anlass war ihre Anmoderation zum Mord am US-amerikanischen Aktivisten Charlie Kirk. In der Sendung sprach Hayali von „rassistischen, sexistischen und menschenfeindlichen Aussagen“ Kirks – eine journalistische Einordnung, die sie mit der klaren Verurteilung seiner Ermordung verband.


Was folgte, war eine Welle an Drohungen und Hasskommentaren, dokumentiert von Spiegel und Rheinischer Post: Mordfantasien („Wir werden dich noch hängen sehen“), Gewaltandrohungen („Ich hoffe, sie werden vor ihrer Familie erschossen“) bis hin zu NS-Vergleichen („Diese Frau ist 1000-mal schlimmer als Goebbels“). Der Druck führte dazu, dass Hayali eine Social-Media-Pause ankündigte.


Die zeitnahe technische Analyse unseres Forschungspartners Cyabra zeigt: 22 Prozent der Profile, die in diesem Shitstorm gegen Hayali und ZDF-Nachrichtenchef Elmar Thevessen aktiv waren, waren inauthentisch. Damit deutet vieles darauf hin, dass die Empörungswelle nicht allein organisch entstand, sondern gezielt verstärkt wurde, um Reichweite und Wirkung zu maximieren.


Desinformations-Analyse: Zentrale Narrative in den Fake-Kampagnen gegen Dunja Hayali


  1. „Linke Propaganda“: Hayali und Thevessen seien Teil einer angeblichen ideologischen Medienagenda, die Kirk diffamiere und die Öffentlichkeit täusche.

  2. „ÖRR abschaffen“: Die Angriffe richteten sich auch gegen das öffentlich-rechtliche Rundfunksystem insgesamt. Gefordert wurde die Abschaffung der Rundfunkgebühren, verbunden mit dem Vorwurf, Bürger:innen würden für „Propaganda“ zahlen.

  3. Persönliche Konsequenzen: Accounts forderten die Entlassung Hayalis und gingen weiter, indem sie Thevessen sogar sein US-Visum aberkennen wollten – ein gezielter Versuch, ihre journalistische Arbeit zu delegitimieren.

  4. „Opferrolle“: Hayalis Rückzug aus den sozialen Netzwerken wurde abgewertet und als Versuch gedeutet, von angeblicher „Hetze gegen Kirk“ abzulenken.



Einordnung


Der Fall Dunja Hayali verdeutlicht, wie authentische Beiträge von realen Personen, Hassrede und orchestrierte Manipulation ineinandergreifen und wie unsere Desinformations-Analyse diese Mechanismen offenlegen kann.

Während kritische Reaktionen auf journalistische Einordnungen ein fester Bestandteil demokratischer Debatten sind, zeigen unsere Daten, dass in diesem Fall systematisch mit Fake-Profilen Druck auf einzelne Journalist:innen ausgeübt wurde.


Das Ziel solcher Kampagnen ist klar: das Vertrauen in unabhängigen Journalismus zu untergraben, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu delegitimieren und kritische Stimmen einzuschüchtern.



Medienkommentar:

Wenn Fake-Profile Debatten vergiften

Dunja Hayali ist nicht die erste Journalistin, die unter massiven Online-Angriffen in den Rückzug gehen muss – aber ihr Fall zeigt in unserer Desinformations-Analyse, wie offensichtlich gut abgestimmt und koordiniert die Mechanismen inzwischen wirken. Eine journalistische Einordnung, die in jeder Redaktion so stehen könnte, wird durch ein Trommelfeuer von Fake-Accounts skandalisiert, verzerrt und zugespitzt.


Die Folge: Morddrohungen, Hetze, öffentlicher Druck. Wer zusieht, könnte glauben, eine „Mehrheitsmeinung“ formiere sich gegen die Journalistin und gegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Unsere Daten zeigen jedoch: Fast ein Viertel der beteiligten Profile war gar nicht echt. Das ist kein spontaner Aufschrei – es ist eine orchestrierte Manipulation.


Und genau hier liegt die Gefahr: Fake-Accounts verzerren den Eindruck dessen, was gesellschaftlich Konsens oder Streitpunkt ist. Sie verschieben den Rahmen des Sagbaren, setzen Journalist:innen unter Druck und versuchen, ganze Institutionen zu delegitimieren.

Wenn Medien und Politik das ignorieren, droht die demokratische Debatte Schritt für Schritt von Stimmen unterwandert zu werden, die gar keine Bürger:innen repräsentieren – sondern Kampagnenmaschinen.

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